Elisabeth Fraipont war belgische Staatsbürgerin. Als Tochter von Eduard Joseph Fraipont und Hubertine Lausberg wurde sie am 16. April 1910 in Eupen geboren. Eine Zeitlang lebte sie in Vielsalm, ehe sie 1937 in ihre Geburtsstadt zurückkehrte. Sie sprach Deutsch und konnte gut lesen und schreiben. 1932 heiratete sie Félix Henri Joseph Lambert. Bis 1943 bekam das Paar fünf Kinder, von denen eines bereits früh starb. Beruflich war Elisabeth Fraipont als Hausfrau tätig und kümmerte sich um ihre beiden Söhne und beiden Töchter.

Ihr Mann Félix Lambert war in Eupen in einer geheimen Widerstandsorganisation tätig. Als Anführer der Gruppe spielte er eine entscheidende Rolle. Die Treffen fanden im gemeinsamen Haus der Familie statt. Laut Untersuchungsakten der Anklage bereitete die Organisation verschiedene Sabotageaktionen vor. Sie hatte bereits das Material dafür beschafft, darunter vier Zündschnüre sowie eine kleine Brandbombe und Waffen, und dieses Material an verschiedene Mitglieder verteilt. Diese Ausrüstung britischer Herkunft war von Flugzeugen an verschiedenen Orten Belgiens mit Fallschirmen abgeworfen worden. Die Ziele der Sabotageaktionen waren deutsche Rüstungsfirmen. Außerdem sammelte die Geheimorganisation Informationen für britische Nachrichtendienste. Sie übermittelte ihnen Stadtpläne von Eupen und Aachen sowie eine Skizze der Dynamitfabrik in Troisdorf. Im Mai 1942 wurde Félix Lambert verhaftet und nach Deutschland gebracht, wo er 1945 von der amerikanischen Armee befreit wurde.

Elisabeth Fraipont wurde am 30. Juli 1942 von der Gestapo verhaftet. Die Gründe für ihre Festnahme lauteten „Aufbau einer Geheimorganisation“ und „Vorbereitung zum Hoch- und Landesverrat“. Laut Untersuchungsakte wurde ihr vorgeworfen, von der Existenz der Geheimorganisation gewusst und nichts dagegen unternommen zu haben. Auch habe sie gewusst, dass ihr Ehemann im Besitz von Sabotagematerial gewesen sei. Das in vielen Rechtsstaaten übliche Recht, sich selbst sowie Angehörige nicht belasten zu müssen, hatte im NS-Staat keine Gültigkeit. Elisabeth Fraipont hatte selbst an mehreren der Treffen in ihrem Haus teilgenommen.

Nach einer ersten Zeit der Gefangenschaft im Aachener Gefängnis und einem Aufenthalt im Konzentrationslager Mauthausen wurde Elisabeth Fraipont Ende 1944 nach Ravensbrück verschleppt. Zu diesem Zeitpunkt war sie bereits schwer krank und stark geschwächt. In Ravensbrück arbeitete Fraipont als Grabenzieherin, doch dies ließ ihr kritischer Gesundheitszustand nicht lange zu. Sie wurde in den „Bettkartenblock“ abgeschoben. Dieser spezielle Quarantäne- und Krankenblock sollte verhindern, dass sich andere Gefangene bei den kranken Insassen ansteckten, da sie dann ebenfalls nicht arbeitsfähig und so für das deutsche Regime nutzlos waren.

Im Februar 1945 entschied die Lagerleitung, Elisabeth Fraipont mit Giftgas zu ermorden. Ihre Mitinsassen schmiedeten einen Plan, der ihr zur Flucht verhelfen sollte, und sammelten deshalb Kleidung für sie. Der Konvoi, mit dem Fraipont fliehen sollte, fuhr jedoch nie los. Mit zahlreichen anderen kranken Personen wurde sie auf einen Lastwagen geladen und kehrte nicht mehr ins Lager zurück. Elisabeth Fraipont wurde vermutlich Ende Februar oder Anfang März in einer Gaskammer nahe Ravensbrück ermordet.