Joseph Goffinet wurde am 9. November 1902 als Sohn von Quérin Joseph Goffinet und Suzanne Noël in Bellevaux-Ligneuville geboren. 1932 heiratete er Marie-Henriette Talbot, die zwei Jahre später ein gemeinsames Kind zur Welt brachte. Beruflich war er als Maurer tätig und konnte lesen und schreiben. Er war belgischer Staatsbürger. Nachteiliges über ihn war nicht bekannt.

Joseph Goffinet gehört zu jenen Einwohnern der annektierten Gebiete, d. h. Eupen-Malmedy-Saint Vith und den sogenannten zehn Gemeinden, die ab dem 1. Oktober 1941 in den Reichsarbeitsdienst bzw. in die Wehrmacht eingezogen wurden. Aufgrund eines in den Vervierser Akten nicht präzisierten „Vergehens“ verurteilte ihn der Kriegsrat am 10. Mai 1944 zum Tode.

Seine Personalakte beim Kriegsopferdienst verrät mehr: Am 23. März 1942 leistete er dem Stellungsbefehl der Wehrmacht keine Folge und tauchte unter. Zwei Jahre lang blieb er in einem Bauernhof in Stavelot versteckt. Folglich wurde er als Refraktär im Fahndungsbuch der deutschen Kriminalpolizei Nr. 276 (S. 217) angeführt.

Am 10. Februar 1944 schließlich wurde Goffinet in Stavelot festgenommen, zunächst in der Lütticher Zitadelle inhaftiert, dann vom 20. Februar bis zum 16. August 1944 im Aachener Gefängnis, von wo aus er schließlich am 16. August ins Kölner Gefängnis Klingelpütz gebracht wurde, in dem auch der Eupener Notar Léon Trouet ums Leben kam. Das Angebot, der Wehrmacht beizutreten und so die Freiheit wiederzuerlangen wies Joseph Goffinet laut seiner Personalakte beim Kriegsopferdienst zurück.

Das Todesurteil wegen „Wehrdienstentziehung“ wurde am 17. August 1944 vollstreckt. Er wurde mit dem Fallbeil enthauptet. Das Militärgericht der Division 526, Zweigstelle Düren, informierte seine Frau noch am selben Tag über die Hinrichtung.

Wie für alle Hingerichteten, waren Todesanzeigen, Nachrufe in Zeitungen, Zeitschriften und dergleichen und alle sonstigen öffentlichen oder nichtöffentlichen Bekanntmachungen über den Tod des Opfers untersagt. Falls Marie-Henriette Goffinet-Talbot die Bestattung selbst vornehmen wolle, präzisierte der Brief, müsse diese in der Gemeinde Köln erfolgen. Eine Überführung der Leiche in ihren Heimatort verboten die NS-Behörden.

Ein Protokoll der Rechter Gendarmerie vom 21. August 1946 bestätigt die Beisetzung in Köln sowie den Vermerk des Namens Joseph Goffinet im Register des Gefängnisses Klingelpütz. Als Quelle gibt die Gendarmarie die Karteikarten der Deutschen Dienststelle für die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen von Gefallenen der ehemaligen deutschen Wehrmacht an.

Aus Joseph Goffinets Personalakte beim Kriegsopferdienst geht hervor, dass der Bürgermeister von Bellevaux-Ligneuville, François Talbot, bereits unmittelbar nach dem Krieg versuchte, die sterblichen Überreste seines Schwagers in die Heimat zurückzuführen. Dies gelang jedoch erst am 21. April 1947, wie der Website des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln zu entnehmen ist. Dort wird Joseph Goffinet explizit als „Opfer der NS-Militärjustiz” angeführt.

Als solches wurde er auch im Rahmen einer patriotischen Gedenkfeier am 3. Mai 1947 in seiner Heimat beigesetzt. Ein Bericht der Zeitung L’Avenir du Luxembourg vom darauffolgenden Tag spricht von „langen Torturen“, die Joseph Goffinet im Gefängnis von Aachen erlitten habe.

Die Akten der Vervierser Behörden sowie des Kriegsopferdienstes führen Joseph Goffinet als Politischen Gefangenen an, ein Ehrentitel und ein Status, die ihm posthum verliehen wurden und seiner Witwe und seinem verwaisten Sohn eine finanzielle Entschädigung verschafften. Nicht zuletzt war den Hinterbliebenen aber auch die offizielle Anerkennung des Ermordeten als „Politischer Gefangener“ wichtig.