Guillaume Joseph Hubert Jean Braun wurde am 20. Januar 1888 in Membach geboren. Die meiste Zeit seines Lebens war er mit Wohnsitz in Membach gemeldet. Zuerst lebte er dort mit seinen Eltern Guillaume Joseph Hubert Braun und Marie Barbe Thielen, später dann mit seiner Ehefrau Jeanne Marguerite Joséphine Jardon. Braun besuchte sechs Jahre lang eine Primarschule, er konnte gut lesen und schreiben. Nach seinem Abschluss war er zunächst als Arbeiter in einer Textilfabrik tätig, danach als Briefträger. Weil er sich weigerte, für das deutsche Regime zu arbeiten, wurde er in die Postfiliale Dolhain versetzt. Dorthin verlegte er dann seinen Wohnsitz, weil sein Heimatort Membach zu den annektierten Gebieten gehörte. Mit seiner Frau bekam Hubert Braun vier Kinder. Er wurde mit dem Titel „Ritter des Leopoldsordens“ (Chevalier de l’Ordre de Léopold) ausgezeichnet, der einen besonderen Verdienst anerkennt. Ob mit diesem Verdienst ein Einsatz im Ersten Weltkrieg gemeint ist oder der Titel posthum für seine Aktivitäten während des Zweiten Weltkrieges verliehen wurde, ist nicht eindeutig belegt. Bis 1940 war Braun in der christlichen Gewerkschaft tätig. Polizeilich war er unbekannt, in seinem Vorstrafenregister gab es keine Einträge.
Zu einem unbestimmten Zeitpunkt in den Jahren vor Ende 1942 sprach ein gewisser Maurice Collignon Hubert Braun in einem Café in Verviers an. Collignon arbeitete für einen Belgier namens Donneux (Vorname geht nicht aus den Dokumenten hervor, bekannt unter den Pseudonymen „Libert“ und „Marik“), der als Agent eines britischen Nachrichtendienstes arbeitete und ein Spionagenetzwerk in der Region um Lüttich betrieb. Collignon warb Hubert Braun für selbiges Spionagenetzwerk an, und die beiden trafen sich daraufhin mehrere Male in einem Privathaus in Dolhain. Bei vier dieser Treffen übermittelte Braun Informationen, die er im Vorfeld gesammelt hatte. Er gab Auskünfte über den Standort einer deutschen Kaserne, über Textilfabriken in Dolhain, die für die das ‚Dritte Reich‘ arbeiteten, sowie über die Verpflegungsrationen in Deutschland. Außerdem informierte er Collignon, der die gesammelten Angaben an eine Kontaktperson des Netzwerkes weitergab, über Görings Reden über das Einsparen von Kohle und über den Standort der Filiale der Fabrik Englebert in Aachen.
Parallel dazu gründete Hubert Braun gemeinsam mit François Goor Ende Januar 1941 die Untergrundzeitung Bric à Brac. Er übernahm die Funktion des Herausgebers, schrieb aber auch selbst Artikel unter dem Decknamen „Aubert Ruban“. Braun war durch seine Tätigkeit als Briefträger das ideale Bindeglied zwischen den verschiedenen Autoren und lieferte die Zeitungen bestimmten Personen aus, die sie anschließend verteilten. Bric à Brac erschien alle zwei Wochen. Über den Druckort der Untergrundzeitung gibt es unterschiedliche Angaben. Georges Langhor, Angestellter bei der Gemeindeverwaltung von Dolhain, berichtete, Braun habe ihn Anfang 1941 mit einer Schreibmaschine aufgesucht und ihn gebeten, Bric à Brac zu drucken. Langhor gab an, das benötigte Papier ebenfalls von Hubert Braun erhalten zu haben, der die fertigen Exemplare zum Binden an sich genommen habe. Anschließend habe Langhor etwa 50 Exemplare erhalten, die er verteilen sollte. Gilbert Jost, der in den Druckvorgang der Zeitung involviert gewesen war, berichtete, dass alle zwei Wochen zwischen drei und vierhundert Exemplare gedruckt worden seien. Jost gab außerdem an, dass dies zunächst in einem Möbelgeschäft in Limbourg und später in seinem Privathaus erfolgt sei.
Verschiedene Familienmitglieder von Hubert Braun waren ebenfalls für Bric à Brac tätig. Sowohl seine Ehefrau als auch seine Tochter und deren Ehemann, Louis Jardon, verteilten die Untergrundzeitung an Interessenten. Verschiedene Zeugen bezeichneten Hubert Brauns Tätigkeit als „sehr regelmäßig und ohne Unterbrechungen“.
Ende 1942 übergab Hubert Braun René Heuschling ein Bündel Dokumente über Abzeichen deutscher Truppen. Heuschling war Stammkunde der Untergrundzeitung und ebenfalls in deren Verteilung involviert. Er erhielt den Auftrag, Abschriften der Dokumente über die Abzeichen anzufertigen und Braun mehrere Exemplare auszuhändigen. Heuschling gab ebenfalls an, verschiedene Untergrundzeitungen erhalten zu haben, deren Absender er nicht bestimmen konnte.
Brauns Ehefrau berichtete über die Zusammenarbeit ihres Mannes mit anderen Zeitungen, wie z. B. den Coeurs Belges und der Gazette de Liège, doch für diese Angaben gibt es keine Beweise. Ein anderer Zeuge erläuterte Brauns Kooperation mit La Libre Belgique und der Justice libre, doch auch diese konnte nicht nachgewiesen werden. Braun war Mitglied der Union provinciale liégeoise de la presse clandestine (U.P.L.P.C.).
Laut François Goor beendete Braun seine Arbeit für die Untergrundpresse Ende 1942, als ihm sein Pass abgenommen und er als Zwangsarbeiter im Kabelwerk in Eupen eingesetzt wurde. Bric à Brac führte seine Aktivitäten bis Mitte 1943 fort und stellte dann ebenfalls die Arbeit ein, da die Gestapo einige Mitglieder der Zeitung im Visier hatte.
Am 8. Dezember 1942 wurde Hubert Braun verhaftet. Nach kurzer Gefangenschaft im Gefängnis von Verviers wurde er ins Gefängnis von St. Gilles (Brüssel) verlegt, Anfang März 1943 dann ins Gefängnis St. Léonard in Lüttich. Dort verurteilte ihn ein geheimes deutsches Kriegsgericht wegen Spionage zum Tode. Am 21. Juni 1943 wurde Hubert Braun in der Zitadelle in Lüttich erschossen. 1949 wurde Braun offiziell als politischer Gefangener anerkannt. Außerdem wurde ihm 1952 offiziell der Status „Widerstandskämpfer der Untergrundpresse“ zugeteilt.
Die Untergrundzeitung Bric à Brac kann hier eingesehen werden: