Hubert Keutiens wurde am 9. November 1924 in Clermont-sur-Berwinne als Sohn von Nicolas Corneille Dieudonné Keutiens und Marie Hubertine Antoinette Laschet geboren. Zu seinem Beruf gibt es widersprüchliche Angaben. Ein Formular bezeichnet ihn als arbeitslos, ein anderes Dokument gibt „Arbeiter“ an. Er sprach Französisch und konnte lesen und schreiben. Seit Mai 1933 wohnte er in Spa, zuvor in Dison. Hubert Keutiens war belgischer Staatsangehöriger, ledig und kinderlos. Angehöriger des Militärs war er nicht. Nachteiliges über ihn war nicht bekannt.

Der 19-jährige Hubert Keutiens wurde am 21. Juli 1943 – also am Nationalfeiertag – von der Feldgendarmerie „wegen unerlaubten Besitzes einer Schusswaffe und Munition“ verhaftet, wie seine Personalakte des Kriegsopferdienstes auf Deutsch zitiert. Zunächst im Lütticher Gefängnis St. Léonard inhaftiert, wurde er am 1. September in die Zitadelle verlegt.

Seine Akte zur Erlangung des Status des Widerständlers durch die Untergrundpresse sowie seine Akte zur Erlangung des Status des Politischen Gefangenen in den Archiven des Kriegsopferdienstes verraten, dass Hubert Keutiens von einem jungen Mann aus Spa denunziert wurde und die Verhaftung an der Straßenbahnhaltestelle der Place de la Gare in Spa erfolgte.

In einer Aussage gegenüber der zuständigen Staatssekretärin des Wiederaufbauministeriums, die in ebenerwähnter Akte enthalten ist, erklärt Vater Nicolas Keutiens 1953, dass zwei Stunden nach der Verhaftung seines Sohnes die Feldgendarmerie in der Familienwohnung Avenue du 4e Lanciers, Nummer 24, vorstellig wurde und das Haus durchsuchte. Dabei fanden sie einen Stapel Untergrundzeitungen im Zimmer des jungen Mannes. So wurde auch der Vater vorerst festgenommen.

Hubert Keutiens‘ Akte zur Erlangung des Status des Widerstandskämpfers durch die Untergrundpresse verrät, dass er vom 1. Mai 1941 bis zum 21. Juli 1943, dem Datum seiner Festnahme, die Untergrundzeitungen La Libre Belgique, Pourquoi pas nous ?, La Meuse, Le Drapeau Rouge und Victoire sowie diverse Flugblätter von Verviers nach Spa transportierte und dort verteilte. Dies wurde durch Zeugenaussagen seiner Mitstreiter belegt.

Am 1. September 1943 wurde er von der Oberfeldkommandantur 589 Lüttich im Beisein seiner Eltern und eines Vetters seines Vaters, Henri Keutiens, zum Tode verurteilt. Seine Akte zur Erlangung des Status des Politischen Gefangenen offenbart durch die Aussagen des damals dolmetschenden Offiziers, dass Hubert Keutiens den Kriegsrat durch seine „äußerst würdevolle“ Haltung beeindruckte. So schlug der Präsident des Kriegsrats aus eigener Initiative die Begnadigung vor. Doch ein formeller Befehl des Oberkommandos der Wehrmacht aus Berlin besiegelte schließlich den Tod des jungen Mannes.

Am 17. September 1943 wurde Hubert Keutiens um 6.45 Uhr auf der Zitadelle erschossen. Er war das einzige Kind seiner Eltern. Die Hingerichteten wurden in der Regel auf einem Sonderfriedhof begraben. Todesanzeigen, Nachrufe in Zeitungen, Zeitschriften und dergleichen und alle sonstigen öffentlichen oder nichtöffentlichen Kundgebungen zugunsten des Hingerichteten wurden den Angehörigen generell verboten.

Nach dem Krieg wurde der von fünf Kugeln getroffene Körper (nur eine Kugel hatte die Herzgegend getroffen, der Rest war über den Oberkörper und die Magengegend verteilt) vom Authentifizierungsdienst für Kriegsopfer in Lüttich exhumiert. Seine Mutter konnte ihren Sohn identifizieren und er wurde daraufhin, laut Akten, in Spa beigesetzt. Die Website fusilles-citadelle.be hingegen gibt den Ehrenfriedhof in Welkenraedt als letzte Ruhestätte an.

In seiner Akte zur Erlangung des Status des Politischen Gefangenen erfährt man ebenfalls, dass Hubert Keutiens Mitglied der Armée Secrète (AS) gewesen war, einer der Hauptgruppierungen des bewaffneten Widerstands gegen den Nationalsozialismus in Belgien, und als solches auch Flugblätter verteilt und den Auftrag gehabt hatte, Informationen über die deutschen Truppenbewegungen in der Region Verviers-Spa zu sammeln und weiterzuleiten. Rekrutiert hatte ihn der Militärseelsorger Camille Gielen. Ein Protokoll der Polizei von Spa vom 18. März 1949 in seiner eben erwähnten Akte verrät, dass auch sein Vater und Henri Keutiens, ein Vetter des Vaters, Mitglied dieses Widerstandsnetzwerks gewesen waren.

In Desnié-Bronromme und in Spa befindet sich Hubert Keutiens Name auf mehreren Denkmälern. Im Gedenkbereich der Erschossenen der Zitadelle von Lüttich befindet sich ein Gedenkkreuz mit seinem Namen.

1949 wurde Keutiens posthum, auf Anfrage der Eltern, der Status des Politischen Gefangenen zugestanden, der für die Angehörigen bzw. Berechtigten mit einer „außergewöhnlichen finanziellen Entschädigung“ für die Dauer der Gefangenschaft verbunden war. Ebenfalls wurde er als Widerstandskämpfer durch die Untergrundpresse anerkannt. Diesen offiziellen Status und Ehrentitel beantragten die Eltern aus patriotischen Gründen; finanzielle Aspekte waren damit nicht verbunden.