Joséphine Lejeune wurde am 7. August 1900 in Theux geboren. Sie war das Kind von Hubert Joseph Lejeune und Marie-Jeanne Catherine Lempereur. Sie heiratete Joseph Guillaume Peterkenne, ließ sich aber wieder scheiden. Später heiratete sie Prosper Léonard Pascal Charlier und lebte mit diesem in Soiron. Zuvor hatte sie in Andrimont gelebt. Beruflich war sie als Weberin tätig. Der belgischen Polizei war nichts Nachteiliges über Joséphine Lejeune bekannt. Auskunft über sie erteilen konnten ihre Mitgefangenen Thérèse-Marie Hendrix, Emma Dubois und Anna Hieff.

Joséphine Lejeune und ihr Ehemann gehörten zu einer Reihe Menschen in ihrem Ort, die Refraktäre versteckten, d. h. Männer und Frauen, die dem deutschen Wehrdienst oder der Zwangsarbeit im nationalsozialistischen Deutschland entkommen wollten. Die beiden versteckten alleine in ihrem Haus neun Refraktäre, und in ihrem Garten eine Kiste mit Munition. Darüber hinaus verbreiteten sie Untergrundzeitungen. Dies wurde durch die Nachforschungen der Gendarmerie nach dem Krieg bestätigt. Diese ergaben, dass das Ehepaar Mitglied des Widerstandsnetzwerks „Weiße Brigade“ (Brigade Blanche/Witte Brigade) war.

Am 28. Mai 1943 wurde ihr Haus von 14 Mitgliedern der Geheimen Feldpolizei gestürmt. Beide wurden festgenommen und nach einem Gefängnisaufenthalt in Lüttich (29.05.1943 – 08.10.1943) nach Deutschland überführt, wo sie in den Gefängnissen von Essen, Münster, Groß Strehlitz und Ravensbrück (24.11.1944 – 07.03.1945) inhaftiert waren.

Laut Aussage ihrer Mitgefangenen wurde am 7. März 1945 ein Transport mit Gefangenen aus Ravensbrück nach Mauthausen geschickt. Der Transport erfolgte in Viehwaggons und war entsprechend beschwerlich. Er dauerte drei Tage und drei Nächte. Etliche Gefangene kamen völlig entkräftet in Mauthausen an.

Nach mehreren, übereinstimmenden Aussagen sollten die Gefangenen nach ihrer Ankunft am Bahnhof in Mauthausen noch etwa 8 km zu Fuß bis zum Lager gehen. Es lag Schnee. Viele waren zu erschöpft, um den Fußmarsch durchstehen zu können. So setzte sich auch Joséphine Lejeune an den Wegesrand. Marie-Thérèse Hendrix setzte sich neben sie, wurde aber von einem SS-Wachmann beiseitegestoßen und zum Weitermarschieren gezwungen. Kurz darauf hörte sie einen Schuss und sah, wie Joséphine Lejeune zusammensank.

Dieses Schicksal teilten zu diesem Zeitpunkt mindestens sieben weitere Frauen. Die SS-Wachleute sammelten daraufhin die Leichen ein, die sie später im Lager Mauthausen verbrannten. So blieben keine Spuren ihres Verbrechens.

Prosper Charlier überlebte die Haft in Dachau. Nach dem Krieg reichte er beim Wiederaufbauministerium einen Antrag ein, der seiner Frau posthum den Ehrentitel „Politische Gefangene“ gewährte und ihm als Witwer Anrecht auf eine damit zusammenhängende Entschädigung gab.