Pierre Jean Henri Caprasse wurde am 8. September 1919 in Spa geboren. Er war der Sohn von Louis François Jean Baptiste Caprasse und Marie Louise Julienne Schumacher. Er lebte sein ganzes Leben lang in seinem Geburtsort Spa. Er war ledig und hatte keine Kinder. Der französischsprachige Caprasse konnte gut lesen und schreiben, absolvierte jedoch nie eine Ausbildung. Er arbeitete als Fahrer, bevor er am 27. September 1937 als Freiwilliger bei den Lanciers (Regiment der belgischen Armee, das aus der Kavallerie hervorging und später mit schweren Waffen ausgestattet wurde) anfing.
1940 zog Pierre Caprasse mit dem ersten Regiment der Lanciers ins Feld und wurde kurze Zeit später gefangen genommen. Etwa 15 Tage nach der Kapitulation Belgiens am 28. Mai 1940 gelang ihm die Flucht und er kehrte in sein Elternhaus nach Spa zurück. Daraufhin arbeitete er als Waldarbeiter bei der Firma von Joseph Leroux. Caprasse war jedoch ein überzeugter Gegner des Nationalsozialismus, weshalb er seinen Kampf gegen die Besatzer fortsetzen wollte. Zunächst war er als einzelner Widerstandskämpfer aktiv und schloss sich keiner Gruppe an. Im Sommer 1942 zerstörte er das Haus eines Rexisten aus Spa, weil die Rex-Partei mit der NSDAP kollaborierte.
Am 20. April 1943 kam Léon Caprasse als Zwangsarbeiter nach Deutschland. Das Landesarbeitsamt Brandenburg hatte ihn als Arbeitskraft an der Bahnstation Havel vorgesehen, doch er entkam nach zwei Monaten, kehrte erneut nach Spa zurück und kam bei verschiedenen Freunden unter.
Nach seiner Flucht aus Deutschland trat Léon Caprasse der unabhängigen Widerstandsgruppe Lagasse bei. Er handelte jedoch weiterhin im Alleingang, da er mit vielen Ansichten des Leiters der Gruppe nicht einverstanden war. Später nahm ihn Georges Nondonfaz, Leiter der örtlichen Abteilung des M.N.B. (Mouvement National Belge) in Spa, beim M.N.B. auf und Caprasse wurde der Untergruppe Maguerite de l’I.S. zugeteilt. Am 3. September 1943 wurde er gemeinsam mit drei Kamaraden auf eine Mission nach Aywaille geschickt, wobei die Gruppe in einen Hinterhalt geriet, aus dem sie sich jedoch freikämpfte, drei deutsche Feldgendarmen tötete und dann flüchtete. Gemeinsam mit den Deserteuren Charles Freres und Arthur Herpin (auch Herbaix/Herpais/Herpay) versteckte er sich auf einem großen Anwesen in Sauheid-Embourg.
Infolge des Verrats einer seiner Kameraden durchsuchte die deutsche Polizei das gesamte Haus, doch es gelang den drei Flüchtigen, unentdeckt zu bleiben. Am 20. September wurde das Haus von der Gestapo umzingelt und angegriffen. Die drei Deserteure versteckten sich in einem Heuhaufen, aber ein herausragender Schuh verriet sie und es kam zu einem Kampf, bei dem Caprasse und Freres erschossen wurden. Herpin beging Selbstmord, um nicht in deutsche Gefangenschaft zu gelangen.
Caprasse starb an multiplen Schussverletzungen. Ein Schuss traf seinen Kopf, zahlreiche andere durchdrangen seine Bauchdecke und verletzten Milz, Leber, Magen, Blinddarm, Brustbein und Herz.
Am 15. Januar 1944 berichtete die Untergrundzeitung Coeurs belges über den Vorfall und bezeichnete die drei Verstorbenen als „Helden von Sauheid“. 1948 wurde Caprasse von der Kontrollkommission von Huy offiziell als bewaffneter Widerstandskämpfer des M.N.B. anerkannt. Außerdem erhielt er posthum verschiedene Auszeichnungen, namentlich das Kriegskreuz mit Palmen, die Medaille des Widerstands, das Ritterkreuz des Kronordens mit Palmen und eine Gedenkmedaille.